100.000 Quadratmeter pure Logistik. Effiziente, standardisierte Abläufe, erweiterte Kapazität und höchster Kundenservice – darauf zielte die Erweiterung der bestehenden Logistik ab. Und genau dies realisierte Conrad mit Systemintegrator TGW und dem SAP Logistik-Projekthaus IGZ.
Conrad hat sich als Familienunternehmen, gegründet 1923 in Berlin, inzwischen zu einem der führenden Multi-Channel-Technikhändler in Europa entwickelt. Ob in den europaweit über 30 Filialen, in den landesspezifischen Onlineshops oder über Printwerbemittel für unterschiedlichste Zielgruppen – Conrad bietet seinen Kunden ein breites Sortiment von über 700.000 Artikeln. Ein Paradies für Technik und Elektronik: Das ständig wachsende Sortiment umfasst von kleinsten Elektronikbauteilen, über Messtechnik bis hin zu modernster Unterhaltungselektronik sowie Computer- und Kommunikationstechnik eine faszinierende und umfassende Auswahl an Produkten führender Hersteller und kompetenter Eigenmarken.
Im Jahr 2013 wurde eine erfolgreiche Partnerschaft zwischen TGW und dem Elektronikexperten gestartet und die Planung mit Generalplaner Pierau Planung für die bedeutende Erweiterung der bestehenden Logistikanlage in Wernberg in Angriff genommen. Bereits im Vorfeld entwickelte Conrad gemeinsam mit IGZ Ideen für eine vollständige IT-Integration der Logistik mit SAP EWM, in entsprechenden Migrationsschritten.
Mit der wachsenden Artikelvielfalt platzte das alte Lager aus allen Nähten – mehr Platz, mehr Kapazität, mehr Leistung sowie eine zukunftsfähige SAP IT-Plattform mit Lagerverwaltungs- und Materialflusssteuerungssystem wurden benötigt. Gemeinsam mit TGW und IGZ wurden genau diese Ziele in Angriff genommen: höhere Lagerkapazität, eine Verdoppelung der versendeten Pakete auf 100.000 pro Tag, Kundenbelieferung innerhalb von 24 Stunden unterstützt durch ein automatisiertes, effizientes und ergonomisches Logistiksystem. Nachdem IGZ im Vorfeld zum Projektstart anhand eines SAP MFS (Materialflusssteuerung) Prototypen nachgewiesen hatte, dass die Leistungsanforderungen und Telegrammfrequenzen mit SAP mehr als erfüllt werden konnten, entschied sich Conrad im Shuttle-Neubau für eine durchgängige SAP EWM (Extended Warehouse Management)/MFS-Lösung ohne weitere IT-Subsysteme.
Einzigartiges Logistikzentrum für Filial- und Online-Lieferung
In der nordbayrischen Gemeinde Wernberg-Köblitz unmittelbar am Autobahnkreuz Oberpfälzer Wald der A6/A93 befindet sich das Distributionszentrum von Conrad Electronic, das die europäischen Filialen und alle Versandkunden weltweit mit Technikprodukten versorgt. Zuvor wurden pro Tag etwa 35.000 Pakete in bis zu 150 Länder versandt – das Wachstum der vergangenen Jahre zeigte jedoch, dass Conrad bereit für mehr war: eine Erweiterung der bestehenden Anlage war die Lösung. „Wir wissen, wie unser Business läuft und wussten, dass unser Wachstum dazu führen würde, dass unsere Logistik nicht mehr ausreicht. Wir müssen stets an die Zukunft denken und das neue Logistikzentrum war eine Lösung, die uns mit beidem versorgen konnte: mehr Kapazität und höhere Leistung“, so Udo Hermannstädter, Logistikleiter bei Conrad. Das Ergebnis: Ein Versand von bis zu 100.000 Paketen pro Tag wird zukünftig möglich sein.
TGW realisierte eine Lösung mit einem STINGRAY Shuttle-Lager mit mehr als 200.000 Lagerstellplätzen und einer Gassenleistung von zwei Mal 6000 Behältern Ein-/Auslagerleistung pro Stunde als Herzstück der gesamten Logistikinstallation. Highlight ist die durchgängige Realisierung der Lagerverwaltung und Materialflusssteuerung des Shuttle-Lagers mit SAP EWM/MFS nach dem Wareneingang bis zum Versand, die mit dem bestehenden SAP ERP-System sowie in die Bestandsanlage integriert wurde. Typisch für den elektronischen Handel sind dabei Prozesse wie etwa die automatische Vorausberechnung der Versandkartons (Case Calculation), die Auftragskonsolidierung oder Verdichtungs- und Verpackungsprozesse sowie die Retourenabwicklung. In SAP EWM /MFS sind auch hochkomplexe Sequenzier-Algorithmen zur Ausschöpfung der maximal möglichen technischen Anlagenleistung realisiert.
Wachsendes Artikelspektrum – wachsende Logistiklösung
Sobald die Waren im Conrad-Distributionszentrum eintreffen, starten sie eine durchdachte Reise durch sämtliche Stationen der Logistik. SAP steuert zunächst die Lagerbereichs-Zuordnung an. Vom Wareneingang werden die Waren in den Umpack-Bereich transportiert, wo sie an 36 Arbeitsplätzen in Behälter umgepackt und für einen sicheren Transport durch das Zentrum vorbereitet werden.
Danach werden die Behälter in das gewaltige TGW STINGRAY Shuttle-Lager transportiert, wo 375 Shuttles die drei Kommissionier-Ebenen mit jeweils 15 Ware-zur-Person Kommissionierarbeitsplätzen andienen. Jedes Shuttle-Fahrzeug wird direkt aus SAP EWM/MFS gesteuert, ein weiteres Materialflussrechnersystem war dazu nicht mehr nötig. „In diesem Distributionszentrum kümmern wir uns zu 2/3 um unsere Online-Kunden und zu 1/3 um unsere internationalen Filialkunden. Deshalb sind 30 der Kommissionierstationen für Online-Bestellungen reserviert und die restlichen 15 Stationen für die Shops. Wir wollten den vorhandenen Flächenbedarf effektiv nutzen, deshalb haben wir uns für eine Kommissionierung auf drei Ebenen entschieden“, erklärt Udo Hermannstädter. Retournierte Waren, die aus den Geschäften zurückgesendet werden, werden in Kartons wieder ins Shuttle-Warenlager zurückgeschleust, in den so genannten Store Buffer.
An den 45 ergonomischen Kommissionierarbeitsplätzen sichert Conrad eine angenehme Arbeitsumgebung für seine Mitarbeiter. „Für uns war es sehr wichtig, dass wir mit einem geringen Geräuschpegel arbeiten und unseren Mitarbeitern einen idealen Arbeitsplatz anbieten. SAP EWM stellt zudem einfach erfassbare und leicht zu bedienende Touch-Dialoge zur Verfügung. Die Ware-zu-Person Kommissionierplätze werden über SAP EWM sequenzgerecht angedient und mehrere Aufträge können damit parallel kommissioniert werden. Wir haben für einen weichen Boden gesorgt, um die stehende Arbeit der Mitarbeiter zu erleichtern. Einige der Arbeitsstationen sind auch höhenverstellbar,“ so der Logistikleiter. „Mit diesem neuen Kommissionierbereich können wir viel effizienter arbeiten und mit der Null-Fehler-Toleranz des Systems schaffen wir erstaunliche Kommissionierleistungen. Wir haben unsere Leistung verdoppelt!“
Nachdem die Waren kommissioniert wurden, werden sie zum Warenausgangs-Check mit einem Wiege- und Kamerasystem weiterbefördert. Das System prüft die Qualität und vergleicht das Soll- mit dem Ist-Gewicht sowie den Barcode. Dies wird an einer der 21 Warenausgangs-Arbeitsstationen erledigt. Schließlich werden die Kartons verschlossen und entsprechend etikettiert.
Aktionen für bestimmte Produkte werden in einem eigenen Bereich abgefertigt: in der Einzelkommissionierung. „Bei speziellen Aktionen werden diese Waren in einer größeren Menge bestellt, wie beispielsweise USB-Sticks oder Kopfhörer. Wir lagern diese Bestellungen in die Einzelkommissionierung aus. Sollte dieser Bereich gerade nicht genutzt werden, können wir auch in Spitzenzeiten zusätzlich darauf zugreifen“, so Udo Hermannstädter.
Der TGW-Warenausgangssorter vom Typ Natrix fördert die fertig bepackten Kartons zu den entsprechenden Routen, wo sie auf einem der Teleskopgurtförderer in die Lkw befördert werden. Das neue System erreicht eine Leistung von 6.000 Paketen pro Stunde. „Es ermöglicht uns mehr Flexibilität bei der Versandorganisation. Durch weitere 16 Versandtore können wir hier flexibel reagieren“, freut sich der Logistikleiter bei Conrad.
Punktlandung: Conrad glücklich mit neuem System
Mit der 56-Millionen-Euro-Investition in die neue Logistik konnte Conrad an das Wachstum des Geschäftes anknüpfen und sich auf eine vielversprechende Zukunft vorbereiten. „Wir erwarten weiteres Wachstum während der nächsten Jahre und die Expansion unserer Logistik hilft uns definitiv, unsere Wachstumsstrategie zu verfolgen“, weiß Udo Hermannstädter. Auch Markus Augeneder, Geschäftsführer bei TGW, ist über das Projekt sehr erfreut: „Die Zahlen des neuen Conrad-Logistikzentrums sprechen für sich. Ein neues Hochleistungssystem von TGW ermöglicht Conrad, die unterschiedlichen Vertriebskanäle aus einem Distributionszentrum zu bedienen und gleichzeitig optimalen Kundenservice anzubieten. Wir sind sehr stolz, dass wir Conrad für das Wachstum der nächsten Jahre rüsten durften und freuen uns über die beeindruckenden Leistungssteigerungen und effizienten und starken Prozesse. Es ist immer eine Freude, den Erfolg unserer Kunden miterleben zu dürfen.“
„Die durchgängige Steuerung der E-Commerce Prozesse und Anlagentechnik mit SAP EWM/MFS im neuen Conrad-Logistikzentrum setzt weltweit Maßstäbe für den erfolgreichen Einsatz von SAP-Standardsoftware in der Logistik“ merkt Wolfgang Gropengießer, Geschäftsführer der IGZ Ingenieurgesellschaft für logistische Informationssysteme hierzu an. Mit der erweiterten Lagerkapazität, einer effizienten Ware-zur-Person Kommissionierung und einem Hochleistungssystem durch das gesamte Logistikzentrum, kann Conrad seine Pläne realisieren. Zudem wird in den kommenden drei Jahren noch die bestehende Logistik mit Unterstützung der IGZ auf SAP EWM/MFS migriert, um die Mehrwerte der eingesetzten SAP-Software und -Prozesse in allen Bereichen des Logistikzentrums nutzen zu können.